Dieser Artikel ist ein MUSS für jeden künftigen
Bouvierbesitzer. Er enthält mehr nützliche Informationen über
diese Rasse als fast alle veröffentliche Bouvier-Literatur und Pam
Green ist wohl einer der besten Kenner dieser Rasse unserer Zeit.
Wenn Sie diesen Artikel nutzen und weiterveröffenlichen möchten,
bitten wir Sie, im Sinne Pam Greenes, eine Spende an „Bouvier in
Not“ zu zeichnen.
Dieser Artikel, vor einigen Jahren geschrieben, ist ein
„Berüchtigter“ Klassiker in Bouvierkreisen geworden. Er wurde von
vielen Vereinen kopiert, um künftige Bouvierbesitzer anzuleiten.
Ich (Pam Green) gebe meine Einwilligung, diesen Aufsatz kostenlos
weiterzugeben, wenn er hilft, Bouviers vor Vernachlässigung,
Mißhandlung, Aussetzung oder Abgabe zu schützen, vor Menschen zu
schützen, die sich nie einen Hund dieser Rasse hätten anschaffen
sollen.
Anmerkung der Übersetzer:
Pam Green lebt in den USA, viele
Gegebenheiten dort sind anders als hier in Deutschland. Oft schien
eine wortwörtliche Übersetzung sehr umständlich und schwierig, so
daß hier sinngemäß übersetzt wurde. Einrichtungen in den USA, die
Bouviers helfen und schützen, gibt es in dieser Form in
Deutschland nicht. Unser Tierschutzgesetz greift in vielen Fällen
nicht oder erst zu spät, Tierschutzvereine haben oft viel zu wenig
Handlungsspielraum. In Deutschland existieren zwei Bouviervereine,
die beide dem VDH angegliedert sind. Die Adressen können in
unserer Homepage eingesehen werden. Dort kann man Ihnen sicherlich
in Sachen „Bouvier in Not“ weiterhelfen.
Interessiert, einen Bouvier zu kaufen?
Sie müssen, sonst würden Sie dies nicht lesen. Sie haben
bereits gehört, was für wundervolle Hunde Bouviers sind. Nun, ich
denke, Sie sollten auch hören, daß Bouviers nicht die perfekte
Rasse für jeden sind. Sie sind eine Rasse mit Charakterzügen, die
manche liebenswert finden, einige unerfreulich und wieder andere
schlicht und einfach unduldbar.
Es gibt verschiedene Rassen für verschiedene Bedürfnisse. Wir
kennen mehr als 200 Zuchtrassen in der Welt.Vielleicht sind Sie
mit einer anderen Rasse besser dran. Oder mit einer Katze.
Vielleicht fahren Sie auch besser mit einem Papagei, einem
Hamster, einem Goldfisch oder ein paar Zimmerpflanzen.
KAUFEN SIE KEINEN BOUVIER, WENN SIE SICH HAUPTSÄCHLICH VON
SEINEM ERSCHEINUNGSBILD ANGEZOGEN FÜHLEN.
Das Aussehen eines Bouviers auf einer Ausstellung im Ring ist
das Ergebnis von vielen Stunden Arbeit: Kämmen, Baden, Trimmen.
Diese sorgfältig konstruierte Schönheit ist kurzlebig: Ein paar
Minuten Freiheit, über Felder tollen oder durch den Regen stromern
stellen den natürlichen Look eines Bouviers wieder her. Dieser ist
der eines großen, zottigen Haus- und Hofhundes, üblicherweise mit
Schmutz und Gräsern in seinem zerzausten Fell.
Seine Ästhetik
ist die eines ungemachten Bettes. Denken Sie daran, daß sein
niederländischer Name „Vuilbaard“ (Schmutzbart) ist. Die wahre
Schönheit eines Bouviers liegt in seinem Charakter, nicht in
seinem Aussehen. Es gibt Rassen, deren natürlliche Schönheit die
des Bouviers bei weitem übertrifft. Einige langhaarige und die
meisten kurzhaarigen Rassen brauchen auch weniger Fellpflege als
Bouviers (Siehe auch Pflege).
KAUFEN SIE KEINEN BOUVIER, WENN SIE NICHT BEREIT SIND, IHR
LEBEN UND IHR HAUS MIT IHREM HUND ZU TEILEN.
Bouviers wurden gezüchtet, um auf Bauernhöfen zu arbeiten. Auch
die Zeit, in der sie nicht beschäftigt waren, verbrachten sie mit
„ihren“ Familien. Sie blühen in Gesellschaft auf, und wollen immer
nur da sein, wo auch Sie sind. Sie sind am glücklichsten mit Ihnen
zu Hause und mit Ihnen unterwegs. Bouviers können wohl eine
zeitlang alleine sein (am Besten mit einer Hundetür, die zum
Garten führt), aber sie sollten nicht in einen Hinterhof oder
Zwinger verbannt werden. Ein Welpe, der nicht ins Haus darf, wird
nicht sozialisiert (ängstlich und/oder aggressiv), ungebardig und
unglücklich. Er wird sich einen Zeitvertreib suchen, z. B. graben
oder bellen, und das wird weder Ihnen noch Ihrem Nachbarn
gefallen. Auch ein erwachsener Hund wird unglücklich sein, wenn er
so ausgeschlossen ist.
Wenn Sie es vorziehen, nicht ständig von
Ihrem Hund begleitet zu werden, wenn es Ihnen nicht gefällt, daß
er in Ihrem Schlafzimmer schläft und die meisten Ihrer täglichen
Aktivitäten teilt, so sollten Sie eine Rasse wählen, die weniger
stark auf menschliche Gesellschaft fixiert ist. Zum Beispiel, wenn
Ihre Arbeit oder andere Verpflichtungen Sie davon abhalten, Ihre
Zeit mit Ihrem Hund zu verbringen. Kein Hund ist glücklich ohne
Gesellschaft, aber Rudelhunde können eher einige Zeit im Hinterhof
oder im Zwinger verbringen, solange es zwei oder mehr sind. Eine
bessere Wahl wäre eine Katze, die ist von Natur aus Einzelgänger.
KAUFEN SIE KEINEN BOUVIER, WENN SIE IHREN HUND NICHT
BESCHÄFTIGEN UND ERZIEHEN WOLLEN.
Grundsätzliches Gehorsam und Hausregeln sind für einen Bouvier
nicht selbstverständlich. Als absolutes Minimum muß er auf
Kommandos wie „Komm, Hier, Sitz, Platz, Fuss, Bleib“ gehorchen, er
muß bei Fuss gehen, mit oder ohne Leine, ohne Rücksicht auf
Ablenkung. Sie müssen Ihm die Hausordnung klar machen. Darf er z.
B. auf die Couch? Darf er am Tisch betteln? Was Sie erlauben oder
verbieten, ist egal. Aber es ist wichtig, daß SIE diese Regeln
aufstellen und daß diese Regeln konsequent eingehalten
werden.
Sie müssen sich selbst dazu „erziehen“ , mit Ihrem
Welpen eine Welpenschule zu besuchen, mindestens 8 – 10 Wochen
lang, und von einem professionellen Trainer Unterricht in
Gehorsams- und Unterwerfungsübungen mit Ihrem Hund nehmen. Diese
Lektionen vom Hundeplatz sollten täglich durchgearbeitet werden,
beim Spaziergang oder beim Spiel, etwa 5 – 20 Minuten
lang.
Wenn die Kommandos erlernt sind, müssen Sie in Ihren
Tagesablauf integriert sein und konsequent angewandt und vertieft
werden.
Bouvierwelpen lernen relativ leicht. Sie sind bemüht,
zu gefallen, intelligent und von ruhiger Natur und können relativ
lange aufmerksam sein. Was der Welpe einmal gelernt hat, behält er
gut. Der niedliche süße Welpe wird zu einem großen,
mächtigen Hund mit einer selbstbewußten Persönlichkeit
heranwachsen und die Angewohnheit haben, zu beenden, was er
angefangen hat. Wenn er damit aufgewachsen ist, Sie und Ihre
Regeln zu respektieren, werden all seine geistigen und
körperlichen Fähigkeiten für Sie arbeiten. Wenn er aber ohne Ihre
Erziehung und Regeln aufgewachsen ist, wird sein Verhalten oft im
Gegensatz zu Ihren Wünschen und Vorstellungen stehen. Zum
Beispiel: Er zerrt Sie an der Leine über die Straße wie ein
Schlittenhund beim Rennen. Er stiehlt Essen vom Tisch. Er
versucht, Ihren Gästen den Eintritt zu verwehren.
Diese
Erzeihung kann von keinem anderen übernommen werden, z. B. in
einem „Internat“, weil die Verbindung von Respekt und Gehorsam
zwischen Hund und Trainer sehr persönlich ist. Dies ist bei allen
Hunden mehr oder weniger der Fall, ganz besonders aber bei
Bouviers. Sie können selbstverständlich einen Trainer um Hilfe
bitten, aber erziehen müssen Sie Ihren Bouvier selbst. Wenn eine
Lektion gelernt ist, muß der Rest der Famile (ausgenommen kleine
Kinder) die gleiche Lektion mit dem Hund durcharbeiten. Er muß
nachdrücklich spüren, daß er allen gehorchen muß.
Viele Bouviers, die in Tierheimen landen, zeigen ganz klar, daß
sie nie eine „Grundausbildung“ in Gehorsam und Unterwerfung hatten
und keine Hausregeln kennen. Diese Hunde sprechen aber gut auf
Training durch neue Besitzer an. Es scheint, daß Erziehungsfehler
der häufigste Grund dafür sind, daß Bouviers in Tierheimen landen
oder neu vermittelt werden müssen.
Wenn Sie nicht die Konsequenz aufbringen, Ihren Hund zu
erziehen, sollten Sie eine kleine Rasse wählen, die von sich aus
etwas unterwürfiger ist, z. B. den Sheltland Sheepdog. Auch dieser
Hund verlangt Training, aber es geht leichter als bei einem
Bouvier. Wenn Sie Ihr Ziel im Wettkampfsport sehen, sollten Sie
bedenken, daß der Bouvier nicht zu den Rassen gehört, die zu auf
Hochglanz gebrachten Veranstaltungen paßt. (Bouviers können mit
adäqautem Training bei Arbeitswettkämpfen wie Agility,
Wagenziehen, Hüten und Treiben hervorragend abschneiden!)
KAUFEN SIE KEINEN, BOUVIER WENN ES IHNEN AN
DURCHSETZUNGSVERMÖGEN MANGELT!
Hunde glauben nicht an soziale Gerechtigkeit. Sie leben in
einer sozialen Hierarchie, angeführt von einem Rudelführer
(Alpha-Hund).
Der Alpha ist normalerweise wohlwollend,
liebevoll und nicht gewalttätig zu seien Untergebenen. Aber er
läßt nie einen Zweifel zu, daß er der Boss ist und die Regeln
aufstellt.
Welche Rasse auch immer, wenn Sie den Chefposten
nicht annehmen, wird es früher oder später Ihr Hund tun. Die
Konsequenzen für den „unterworfenen“ Besitzer werden mehr oder
weniger unangenehm sein!!!
Wie der unerzogene Hund macht auch
der Rudelführer seine eigenen Regeln und verteidigt sie
gegen andere Mitglieder des Haushaltes. Dies zeigt sich
meist in einer dominanten Haltung (der Hund baut sich auf),
stierem Blick, gefolgt von einem tiefem Brummen und nicht zuletzt
von einem Rempler oder gar Biß.
Rassen unterscheiden sich in ihrer Tendenz zur sozialen
Dominanz. Auch die einzelnen Individuen einer Rasse sind hier sehr
verschieden. Bouviers HABEN die Tendenz zur Dominanz. Sie dürfen
nun wirklich nicht zulassen, daß der Bouvier Ihr Boss wird. Sie
müssen nicht die Art eines Ausbilders bei der Bundeswehr
oder der US-Marines haben, aber Sie müssen die Ruhe, das
Selbstbewußtsein und die Überlegenheit von strengen Eltern („Weil
ich Deine Mutter bin, deshalb!“) oder erfolgreicher
Grundschullehrer haben.
Sollten Sie Probleme mit dieser
Chefposition haben oder nur daran zweifeln, sich durchsetzen zu
können, wählen Sie besser eine Rasse, die von sich aus unterwürfig
ist, wie z. B. einen Golden Retriever. Bitten Sie den Züchter, den
ruhigsten, unterwürfigstenWelpen für Sie auszusuchen. Wenn der
Gedanke an Unterordnung Ihnen Angst macht oder Sie abschreckt,
kaufen Sie gar keinen Hund.
Die Chefposition und das Training sind untrennbar miteinander
verbunden: Als Chef können Sie Ihren Hund trainieren, durch das
Training wird er Sie verstärkt als Alpha wahrnehmen und
akzeptieren.
Katzen brauchen keinen Chef. Ein Vogel oder Hamster im Käfig,
ein Aqarium voll Fische brauchen keinen Rudelführer.
KAUFEN SIE KEINEN BOUVIER, WENN SIE ZURÜCKHALTENDE GESELLSCHAFT
UND RUHIGE ZUNEIGUNG NICHT SCHÄTZEN.
Ein Bouvier wird tief verbunden mit seiner Familie sein,
zärtlich mit „seinen“ Leuten, aber er „trägt sein Herz nicht auf
der Zunge“. Manche sind merklich reserviert, andere gehen mehr aus
sich heraus, aber nur wenige erwachsene Hunde zeigen sich
überschwenglich. Sie mögen Ihre Nähe, wollen im selben Raum sein,
vorzugsweise auf einer bequemen Decke in einer Ecke oder unter dem
Tisch. Sie wollen in Ihrer Gesellschaft sein, genießen Gespräch,
kuscheln und schmusen, wenn Sie es anbieten, aber sie sind ruhig
und betteln nicht um Aufmerksamkeit.
Sie sind sehr feinfühlig
im Umgang mit ihren favorisierten Menschen: Wenn Sie glücklich,
stolz, bekümmert, wütend oder traurig sind, wird Ihr Bouvier das
sofort merken und sich selbst für den Grund dazu halten.
Die
Beziehung zwischen Mensch und Bouvier kann von großer Reife und
Tiefe sein, wie zwischen zwei erwachsenen Menschen, obwohl
sicherlich nicht ohne Mutwillen.
Als Welpen sind sie
abhängiger, verspielter und überschwenglicher. Erwachsene Hunde
dieser Rasse tendieren eher dazu, zurückhaltender und nüchterner
zu sein als alberne Clowns und Kriecher.
Es gibt Rassen, die im Alter eine welpenhafte und verspielte
Art zeigen, z. B. der Australian Shepard. Andere sind extrem
überschwenglich und klammernd, z. B. der golden Retriever.
KAUFEN SIE KEINEN BOUVIER, WENN SIE PENIBEL AUF DIE SAUBERKEIT
IHRES ZUHAUSES BEDACHT SIND.
Das dichte, raue Fell und seine Vorliebe, in Wasser und Schlamm
zu spielen, machen ihn zu einem effizienten Transporter von
Schmutz in Ihr Zuhause, überall auf Teppichen, Böden, Kleidern und
Möbeln verteilt. Ein Bouvier, der an einem regnerischen Tag nach
ein paar Minuten im Freien wieder hereinkommt, kann ein sauberes
Zuhause in einen Schweinestall verwandeln. Beim Trinken saugt sich
sein Bart mit Wasser voll und hinterläßt eine Tropfspur durch die
Wohnung oder landet klatschnass auf Ihrem Schoß. (Es ist natürlich
möglich, die Haare an Kopf und Beinen radikal abzuschneiden)
Theoretisch haaren Bouviers nicht. Beim täglichen Kämmen werden
Sie jedoch feststellen, daß Haarballen fröhlich durch Ihre Wohnung
tollen, bevor Sie Gelegenheit haben, diese in den Mülleimer zu
entsorgen.
Ich will nicht den Eindruck erwecken, daß Sie wüst oder
schlampig sein sollten, um mit einem Bouvier glücklich zu sein.
Aber die Gesellschaft Ihres Hundes muß Ihnen einfach wichtiger
sein als ein adrettes Zuhause. Und Sie sollten mit etwas weniger
Perfektionismus zufrieden sein.
Während alle Hunde, wie kleine Kinder, mehr oder weniger
Schmutz und Durcheinander verursachen, sind die meisten anderen
Rassen in dieser Hinsicht weniger problematisch (außer dem Old
English Sheepdog und dem Schwarzen Terrier [Anm.der
Übersetzer]) als ein Bouvier.
Der Brasenji ist vielleicht der Sauberste, weil er viel von
einer Katze hat. Katzen sind sowieso viel sauberer, und ein
Goldfisch hat noch nie ein Haus auf den Kopf gestellt.
KAUFEN SIE KEINEN BOUVIER, WENN SIE BEI UNANGENEHMEN GERÜCHEN
PENIBEL SIND!
Bouviers sind wohl die Rasse mit der ausgeprägtesten Flatulanz.
Ausmaß und Aroma dieser Geruchsemission hängen von der Ernährung
ab, eine halbe Stunde nach der Mahlzeit wissen Sie, was er
gegessen hat! Diese Winde kommen ½ - 1Std. nach der Mahlzeit, es
wäre durchaus praktikabel, den Hund für diese Zeit in den Garten
zu lassen.
Das feuchte Bouvierfell tendiert zu einem sumpfigen Geruch. Ein
nasser Bouvier in einem Auto oder in einem kleinen Raum über eine
Stunde oder so kann einen Geruch ausströmen, der selbst
unempfindliche Nasen aufgeben lässt.
Manche Leute bescheinigen dem Bart des Bouviers einen
unangenehmen Geruch sogar wenn er trocken und gekämmt ist. Im Bart
hält der Hund Nahrungsreste zurück, die sich irgendwann wieder
zeigen, wenn der Bart nicht öfters gewaschen wird.
Fast alle Kurzhaar-Rassen, wie z. B. Jagdhunde, beleidigen die
Nase weniger mit Fell- und Bartgeruch. Ich bin sicher, viele
Rassen pupsen auch weniger, aber es ist schwer, zuverlässige
Informationen darüber zu bekommen, denn viele Hundebesitzer reden
nicht über dieses „anrüchige“ Thema.
KAUFEN SIE KEINEN BOUVIER, WENN REGELMÄSSIGE FELLPFLEGE NICHT
IHR FALL IST!
Das dicke zottige Bouvierfell verlangt regelmäßiges Kämmen und
Bürsten, nicht nur, um gut auszusehen, auch um die Haut darunter
gesund zu halten, auch, um Kletten, Zecken und andere gefährliche
Eindringlinge zu entfernen.
Welpenpflege sollte täglich 15 Minuten lang erfolgen, z.B. beim
Fernsehen oder Radiohören oder alternativ dazu zwei Mal pro Woche
30 Minuten lang.
Sicherlich haben Sie jedesmal reichlich zu tun, wenn Ihr
Bouvier in Gestrüpp, Disteln oder andere „fellbesetzende“
Vegetation eindringt. Gräsersamen verlangen tägliche Inspektion
der Füße und anderer zugänglicher Regionen. In Regionen von Lyme
und Borreliose müssen Sie täglich nach Zecken suchen.
Welpenpflege erfordert keine große Geschicklichkeit, wohl aber
Regelmäßigkeit und Zeit. Hält man das Fell kurz oder halblang,
reduziert man die Pflegezeit, aber nicht die Häufigkeit.
Für Ausstellungen ist ein hohes Maß an Geschicklichkeit
erforderlich und wesentlich mehr Zeit, oder aber teures Trimmen
bei einem Profi, der dem Trimmstandard kennt.
Fast alle Bouviers in Tierheimen sind total verfilzt, lassen
sofort erkennen, daß schon lange keine Fellpflege mehr
stattgefunden hat. Es bilden sich massive Matten, verklebt durch
Urin und Fäkalien im hinteren Bereich des Felles. Es
scheint, daß die Arbeitsintensität der Fellpflege ein Grund für
das im Stich lassen des Bouviers ist.
Viele andere Rassen erfordern weniger Pflege. Der Rottweiler
hat ähnliche Wesenszüge und Charaktereigenschaften wie ein
Bouvier, ist aber viel pflegelichter.
KAUFEN SIE KEINEN BOUVIER, WENN SIE KÖRPERLICHE BEWEGUNG NICHT
MÖGEN!
Bouviers brauchen täglich Bewegung, um Herz und Lunge gesund zu
erhalten und die Muskulatur zu stärken. Wegen seiner
zurückhaltenden, oft faulen und etwas antriebsarmen Art wird er
sich nicht von selbst genug Bewegung verschaffen, wenn Sie ihn
nicht dazu auffordern oder mit ihm spielen.
Ein ausgewachsener Bouvier sollte morgens 1 – 2 KM bewegt
werden und zwar in raschem Gangtempo, am Fahrrad oder beim Joggen.
Für Welpen sind mehrere tägliche kürzere und langsamere
Spaziergänge besser, hervorragend geeignet für Übungen und
Erziehung.
Alle Hunde brauchen täglich Bewegung mit unterschiedlicher
Zeitdauer und Intensität. Wenn dies nicht Ihrem Naturell
entspricht, suchen Sie sich eine Rasse mit weniger Temperament,
der ein Garten oder Hinterhof ausreicht. Die meisten kleinen
Toy-Rassen wie Schnauzer, Terrier oder Pudel passen in diese
Beschreibung. Aber seien Sie nicht erstaunt, wenn ein Terrier
Ihren Garten nach Maulwürfen umgrabt. Dafür wurde er gezüchtet!
Katzen können im Haus mit einem Spielzeug, z. B. einer Maus an
einem Faden, bewegt werden. Hamster begnügen sich mit einem
Laufrad. Pflanzen brauchen keine Bewegung.
KAUFEN SIE KEINEN BOUVIER, WENN SIE DER ANSICHT SIND, HUNDE
SOLLTEN FREI LAUFEN.
Ob Sie nun in der Stadt oder auf dem Land wohnen – kein Hund
sollte unkontrolliert und nicht überwacht außerhalb Ihres
eingezäunten Grundstückes laufen. Der Preis für eine solche
trügerische Freiheit ist hoch: Verletzung oder Tod durch Autos,
Hundekämpfe, durch den Hundefänger oder fehlgeleitete Nachbarn.
Obwohl Bouviers sehr häuslich sind und weniger zum Stromern
veranlagt sind als andere Rassen – ein freilaufender Bouvier ist
prädestiniert für ein Unglück. Wie die meisten Hunde, die
gezüchtet wurden, Viehbestand zu treiben, haben Bouviers einen
ausgeprägten Hüte- und Treibinstinkt. Dies ist ein verfeinerter
und angepaßter Jagdinstinkt, alles große und jagbare Wild zu
fangen. Der freilaufende Land-Bouvier wird früher oder später die
„Herde“ des Nachbarn entdecken (Geflügel, Rinder, Pferde...) und
seiner genetischen Veranlagung entsprechend versuchen, diese Herde
zu treiben und zu belästigen.
Verschiedene Gesetze bzw. Landesverordnungen geben dem
Viehbesitzer das Recht, einen Hund, der die Herde irritiert, zu
töten, und manche dieser Leute sind damit schnell dabei! Der
freilaufende Bouvier in der Stadt sucht seine Herde bei Joggern,
Radfahrern und Autos.
Ein gehorsamer Bouvier hat seine Freude auch an überwachter
Freiheit, z. B. beim Spaziergang an der Leine oder abgeleint
beim Toben in geeigneter Umgebung (Felder, Wiesen usw.).
Wenn die Verantwortung, Ihren Hund zu überwachen und ihm
kontrolliert Bewegung zu verschaffen, zu viel für Sie ist, dann
paßt kein Hund zu Ihnen. Eine kastrierte Katze könnte diese
„Freiheit“ wohl etwas länger überleben als ein Hund, aber auch
hier könnte es Ärger geben.
Eine bessere Alternative für solche, die ein Haustier in
„Freiheit“ befürworten, wäre, Futterstellen in freier Wildbahn
einzurichten, wo sich vielleicht Waschbären einfinden und sich
beim Fressen zuschauen lassen.
KAUFEN SIE SICH KEINEN BOUVIER, WENN SIE ES SICH
NICHT LEISTEN KÖNNEN!
Anschaffung, Futter, Pflege, Gesundheitsvorsorge kosten Geld.
Ein überwachtes Zuchtprogramm mit Augenmerk auf Wesen,
Gelehrsamkeit und Gesundheit (besonders Hüfte!) kostet Geld. Auch
die Zeit, die ein Züchter in Vorerziehung und Sozialisation eines
jeden Welpen steckt, kostet Geld. Das „Schnäppchen“ vom
Hinterhofzüchter, der ohne Selektion zwei Bouviers miteinander
paart, kann teuer zu stehen kommen durch angegriffene Gesundheit,
schlechtes Wesen und fehlende Sozialisation.
Dagegen kann die
Gelegenheit, einen Junghund oder einen erwachsenen Bouvier zu
einem moderaten Preis von einem Züchter oder einem unglücklichen
Besitzer oder aus einem Tierheim zu erwerben, durchaus
günstig sein. Diese „gebrauchten“ Bouviers können ein
ausgezeichneter Hund für Sie werden, wenn Sie mit ihm arbeiten,
ihn führen und ausbilden und verständnisvoll sind.
Wie auch immer die Anschaffungskosten seien mögen, die
Unterhaltung ist nicht billig. Große Hunde brauchen große
Mahlzeiten (Muß ich hinzufügen, daß das, was vorne reingeht,
hinten wieder rauskommt?). Große Hunde haben höhere
Tierarztrechnungen, weil Narkosen und die meisten Medikamente nach
Körpergewicht berechnet werden.
Kastration oder Sterilisation, für große Hunde teuer, ist eine
„Kapitalanlage“ für eigentlich alle jungen Bouviers, es nimmt „Der
Nähe den Ärger“, verhütet ernsthafte gesundheitliche Probleme im
späteren Leben und macht den Hund zu einen angenehmeren Gefährten.
Bouviers können zwei Erkrankungen zum Opfer fallen, die teuer
zu behandeln sind: Hüftdysplasie und Magendrehung. Die beste
Versicherung gegen HD ist, bei einem anerkannten Züchter zu
kaufen, wo Eltern und Großeltern des Welpen HD-frei waren. Ja, das
heißt, etwas mehr zahlen zu müssen.
Magendrehung kann genetisch
disponiert sein,ist aber durch Zucht nicht auszuschließen. Die
beste Prävention ist, den Hund vor einer Anstrengung nicht zu
füttern.
Professionelles Trimmen, wenn Sie es möchten, ist teuer. Ein
ordentlicher Satz an Kämmen, Bürsten, Scheren und evtl. einer
professionellen Schermaschine kommt an ein hübsches Sümmchen, wenn
Sie die Fellpflege selbst durchführen möchten. Allerdings halten
diese Dinge viele Hundeleben lang.
Die geringsten Kosten – eine Ausbildung in Gehorsam und
Unterwerfung in einer Hundeschule – sind eine wichtige Investition
für ein harmonisches Zusammenleben mit Ihrem Hund. Die Gebühren
sind für alle Hunde gleich, obwohl denkbar ist, daß Sie etwas
weitere Fahrten auf sich nehmen müssen, um einen Trainer zu
finden, der auch mit schwierigeren Rassen, wie auch Bouviers,
arbeitet.
Steuern sind für alle Hunde gleich, variieren aber von Gemeinde
zu Gemeinde. In den USA gibt es Gemeinden, die für kastrierte
Tiere die Steuern senken.
Die Kosten für die jährliche Impfung und zweimaliges Entwurmen
pro Jahr sollten hier nicht vergessen werden.
Alle Hunde, egal welche Rasse, verursachen Kosten und sind
Gegenstand hoher Tierarztrechnungen. Katzen
ebenso.
KAUFEN SIE KEINEN BOUVIER, WENN SIE DEN „LETZTEN GRÖSSTEN
GRAUSAMSTEN KILLERHUND“ WOLLEN!
Obwohl über die Fähigkeit des Bouviers als Schutz- und
Polizeihung schon veröffentlicht wurde, gelegentlich wohl etwas
überbewertet, ist der Bouvier in dieser Hinsicht nicht besser als
ein halbes Dutzend andere Rassen. Nicht alle Bouviers sind gleich
geeignet. Manche mehr, manche weniger, aber viele Bouviers sind
für den Schutz- und Polizeidienst nicht sonderlich geeignet. Durch
seine zurückhaltende Art reagiert er scheinbar langsamer auf
Angriff als andere Schutzhundrassen. Aber aus diesem Grund ist der
Bouvier von seinem Halter leichter zu kontrollieren und beißt
weniger schnell zu oder hört damit auf, wenn er dazu aufgefordert
wird.
Welche Rasse auch immer, bevor der Hund als Schutz- und
Wachhund ausgebildet werden kann, muß er seinen Hundeführer als
„Alpha“ anerkennen und in Gehorsam und Unterwerfung sorgfältig
ausgebildet sein. Er muß, genauso wichtig, ein absolut
ausgeglichenes Wesen haben und soweit sozialisiert sein, daß er
weiß, daß die meisten Menschen auf der Welt freundlich und harmlos
sind.
So kann er später lernen, die guten von den bösen Jungs
zu unterscheiden. Selbst mit einem Hund, der all dies mit sich
bringt, dauert die Ausbildung zum Schutz- und Wachhund hunderte
von Stunden mit einem Experten als Trainer.
Kaufen Sie sich am
besten keinen Hund, wenn Ihnen nicht klar ist, was an Zeit- und
Arbeitsaufwand auf Sie kommt und was an Persönlichkeit Ihrerseits
erforderlich ist. Sprechen Sie auch zuerst mit Ihrem Anwalt und
Ihrer Versicherung.
Im Gegnsatz zum Schutzhund, der auf Kommando seines
Hundeführers oder bei einem Angriff auf sein Herrchen sofort
angreift oder zubeißt, weist ein „Abschreckungshund“ die meisten
Diebe, Räuber und Vergewaltiger durch seine Gegenwart, seine
Erscheinung , sein Verhalten und sein Aussehen in seine
Schranken.
Einen solchen Hund nur zu sehen, reicht oft aus, daß
sich der potentielle Übeltäter ein einfacheres Opfer sucht. Für
diesen Job reicht ein Hund, der furchtlos und trainiert erscheint.
Der Bouvier füllt diese Rolle perfekt durch seine Größe, sein
schwarzes zotteliges Fell und den Eindruck von Furchtlosigkeit und
Gefährlichkeit. Hat er gelernt, auf Kommando zu bellen, sollte das
Kommando besser „Paß auf“ sein als „Wo ist das Leckerli“. Dieser
Befehl könnte die abschreckende Wirkung des Hundes wohl mindern.
Andere Rassen sind zum Schutz- und Polizeidienst besser
geeignet: Dobermann, Rottweiler, Deutscher Schäferhund, Briard,
Belgischer Schäferhund, Malinois, Tervueren. Die ersten drei
Rassen sind in der Öffentlichkeit als Polizeihunde bekannt und bei
Kriminellen mehr gefürchtet als ein Bouvier.
Der Malamut, für Schutz- und Wachdienst nicht geeignet, eignet
sich aber durch sein wolfsähnliches Aussehen hervorragend zur
Abschreckung.
KAUFEN SIE KEINEN BOUVIER, WENN SIE EINEN HUND MÖCHTEN,
DER NICHT AGGRESSIV UND ANGRIFFSLUSTIG IST!
Die meisten Bouviers haben eine selbstsichere und forsche
Persönlichkeit. Wird er bedroht, so wird der Bouvier in der Regel
eher kämpfen als flüchten. Außerdem kann er in Situationen, in
denen sich andere Rassen zurückziehen, mit Aggression reagieren.
Werden Sie und Ihre Familie (als sein Rudel) oder sein Zuhause
angegriffen, wird er alles tun, um Eindringlinge zu vertreiben
oder Sie zu schützen.
Ohne Anleitung und Training von Ihnen
kann der Hund nicht unterscheiden, wer zu vertreiben und wer zu
tolerieren ist.
Ohne Anleitung und Training kann Ihr Hund
früher oder später eine unschuldige Person verletzen, die Sie auf
mehr verklagt, als Sie besitzen. Aber durch Anleitung und Training
durch Sie wird Ihr Hund zu einem wertvollen Verteidiger für Ihr
Zuhause und Ihre Familie.
Haben Sie aber nicht das Bedürfnis nach einem selbstbewußten
Hund und sind Sie sich Ihrer Alpha-Position nicht sicher, zweifeln
Sie an Ihren Fähigkeiten, einen Hund auszubilden und zu
trainieren, sollten Sie eine weniger aggressive Rasse wählen, z. B
einen Sheltie oder einen Retriever.
KAUFEN SIE KEINEN BOUVIER, WENN SIE NICHT BEREIT SIND, SICH FÜR
DIE GESAMTE LEBENSZEIT DES HUNDES ZU VERPFLICHTEN!
Kein Hund verdient es, ausgesetzt zu werden, weil sein Besitzer
umzieht oder weil er nicht länger ein süßer Welpe ist. Auch wenn
er kein Ausstellungschampion ist oder er duch mangelnde Erziehung
ein ungehobelter Flegel mit einem Repertoire von unerwünschten
Verhaltensweisen wurde, verdient er es nicht, abgeschoben zu
werden.
Die Aussichten für einen „gebrauchten“ Hund, ein ordentliches
zweites Zuhause zu finden, sind nicht sehr gut, aber für
einen großen, zotteligen, ungehobelten Hund sind sie ausgesprochen
schlecht.
Ein Bouvier, der in Gewahrsam genommen wird oder im
Tierheim landet, hat fast keine Überlebenschance, es sei denn, er
hat das Glück, an jemanden zu geraten, der der Organisation
„Bouviers in Not“ angehört.
Für einen jungen, gepflegten,
trainierten Bouvier sind die Vermittlungsaussichten gut, wenn der
Besitzer sich an einen der beiden Bouviervereine oder den
Tierschutzverein wendet. Für ein älteres Tier sind die Aussichten
schlecht.
Sollten Sie aus gesundheitlichen Gründen oder wirklich
gravierenden Ursachen Ihren Hund abgeben müssen, wenden Sie sich
an eine dieser Organisationen. Seien Sie sicher, daß die Haltung
Ihres Hundes in Ihrem Sinne weitergeht.
Die Lebenserwartung
eines Bouviers dauert von 10 – 15 Jahren. Sollte Ihnen dies zu
lange sein, lassen Sie die Finger davon.
Übrigens – die meisten Hunde leben so lange. Bitte schaffen Sie
sich gar keinen Hund an!
ABSCHLUSS
Wenn all diese beschriebenen „schlechten Neuigkeiten“
über Bouviers sie von dieser Rasse nicht wegbringen können, dann
heißt das wohl: „Ein Bouvier muß ins Haus!!!“ Diese Hunde sind
genauso wundervoll, wie Sie es gehört haben.
Wenn Sie einen Welpen kaufen, suchen Sie sorgfältig einen
verantwortungsvollen Züchter, der auf Wesen, Gelehrsamkeit und
Gesundheit in allen Verpaarungen achtet. Solch ein Züchter wird
potentielle Käufer gewissenhaft befragen und beraten. Solch ein
Züchter wird für Rückfragen immer zur Verfügung stehen und wird
den Hund zurücknehmen, wenn Sie ihn nicht mehr halten können.
Eine Alternative zu einem Bouvierwelpen wäre, einen „Bouvier in
Not“ aufzunehmen. Aus der Verantwortung ihrer früheren Besitzer
genommen, können fast alle Bouviers bei liebevollen und
verantwortungsvollen Haltern vorzügliche Familienhunde werden.
Viele Tierschützer, die Bouviers befreien, sind geschickte
Ausbilder, die einen Hund erst freigeben, wenn er über die
schlechten Erfahrungen hinweggekommen ist. Diese Tierschützer
werden Ihnen auch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Informieren Sie sich bei Ihrem Tierschutzverein oder bei den
Bouvier-Vereinen über Bouviers in Not.
Ein Nachwort
Pam Green hat diesen Artikel erstmals vor 10 Jahren
veröffentlicht. Er ist zur klassischen Bouvier-Literatur geworden
und wurde vielmal gedruckt und veröffentlicht.
Sie hat seit damals fast fünf Jahre damit verbracht, Bouviers
in Not zu helfen, einzelnen Hunden zu helfen und sie zu
rehabilitieren und 3 – 4 pro Jahr zu vermitteln, und anderen beim
Vermitteln zu helfen.
Diese Version des Artikels hat keine Veränderung oder Anpassung
benötigt, er ist aktuell wie eh und je.
Für mehr Informationen über Pam Green und die Organisation
„Bouvier rescue“:
Pam Green
du Clos de la Fourriere
9269 Mace Blvd.
Davis, Ca.
USA
Tel.: 001 – 530 - 756 – 2997
über Internet, Stichwort Bouvier des Flandres
Übersetzung: Iris und Julia Meier